„Das geht schon weg“ – Warum Frauen Herzinfarktsymptome oft nicht ernst nehmen

Warum warten Frauen bei Herzinfarktsymptomen länger als Männer? Diese Frage wirft ein alarmierendes Licht auf eine oft unterschätzte Gesundheitsgefahr. Studien belegen, dass Frauen den Notarzt für sich selbst häufig später anrufen als für andere – auch wenn es sich um Anzeichen eines potenziell tödlichen Herzinfarkts handelt. Doch was hält sie davon ab, frühzeitig Hilfe zu suchen? Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieses gefährlichen Zögerns.

Vertraute Schmerzen – Wenn der Körper warnt, aber die Seele nicht reagiert

Viele Frauen kennen alltägliche Beschwerden wie Herz-, Rücken- oder Brustschmerzen nur zu gut. Ein leichtes Ziehen hier, ein dumpfer Schmerz dort – oft werden diese Symptome als Muskelverspannung, Müdigkeit oder allgemeiner Stress abgetan. Insbesondere Schmerzen im Brustbereich werden eher als „normales“ Symptom betrachtet, das eben mit dem stressigen Alltag zusammenhängt und keine medizinische Notwendigkeit darstellt.

Diese alltäglichen Beschwerden führen dazu, dass Frauen sich an das „kleine Leiden“ gewöhnen und somit im Ernstfall Schwierigkeiten haben, zwischen harmlosen Schmerzen und gefährlichen Warnsignalen zu unterscheiden. Die Hoffnung, dass der Schmerz bald verschwindet, überwiegt oft, und ein Besuch beim Arzt oder gar der Notruf erscheinen übertrieben.

Warum Herzinfarktsymptome bei Frauen oft anders sind

Ein weiterer Grund für das Zögern liegt darin, dass Herzinfarktsymptome bei Frauen oft anders verlaufen als bei Männern. Statt der klassischen stechenden Schmerzen im Brustbereich, die oft mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht werden, äußern sich die Symptome bei Frauen häufig subtiler und weniger „typisch“. Symptome wie:

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  • Schmerzen im oberen Rücken oder Nacken,
  • Übelkeit,
  • Atemnot,
  • ein allgemeines Unwohlsein oder
  • Schwächegefühle

können für Herzinfarkte bei Frauen typisch sein. Diese untypischen Symptome führen dazu, dass Frauen nicht sofort an einen Herzinfarkt denken und deshalb keine schnelle Notfallhilfe in Anspruch nehmen. Für Frauen ist das Risiko, die Symptome falsch zu interpretieren, daher deutlich höher als für Männer.

Der gesellschaftliche Einfluss: Frauen als „Kümmerer“

Ein weiterer psychologischer Aspekt könnte ebenfalls eine Rolle spielen: Frauen werden oft in die Rolle derjenigen gedrängt, die sich um andere kümmern, während sie eigene Bedürfnisse eher zurückstellen. Die gesellschaftliche Erwartung, als Ehefrau, Mutter oder Freundin für das Wohlergehen anderer zu sorgen, kann dazu führen, dass Frauen ihre eigenen Schmerzen eher hinnehmen, als etwas dagegen zu unternehmen.

Der Gedanke „Das geht schon wieder weg“ oder „Ich kann mir jetzt keine Auszeit nehmen“ kann also auch psychologisch bedingt sein. Viele Frauen fürchten zudem, dass sie „überreagieren“ könnten, und zögern daher noch länger, den Notarzt zu rufen. Dieser Hang zur Selbstverleugnung könnte ein gefährlicher Faktor im Umgang mit ernsten Gesundheitsproblemen sein.

Einflüsse des Alltags: Schmerz als „Begleiter“ von Frauen

Neben den gesellschaftlichen Erwartungen spielen auch alltägliche Belastungen eine Rolle. Frauen leiden häufiger unter chronischen Rücken- oder Nackenschmerzen, die durch alltägliche Belastungen wie langes Sitzen, schwere körperliche Arbeiten oder auch emotionale Anspannungen entstehen. So werden Schmerzen im Oberkörper – die potenziell lebensbedrohlich sein könnten – häufig als normale Muskelverspannung oder „Rückenschmerzen“ abgetan.

Zudem gibt es Theorien, die besagen, dass Frauen durch ihre empathische und sensitive Art besonders von externen emotionalen Einflüssen betroffen sein könnten. Der Umgang mit Problemen anderer, hohe emotionale Belastungen und das „Mitfühlen“ können bei Frauen körperliche Symptome hervorrufen, die wie Schmerzen in der Brust oder im Herzen wahrgenommen werden. Solche „alltäglichen Schmerzen“ werden deshalb oft als unbedeutend eingestuft und führen zu einem gefährlichen Gewöhnungseffekt.

Gewohnheit und Verdrängung: Warum viele Frauen lieber abwarten

Das eigentliche Problem liegt darin, dass viele Frauen Symptome verdrängen und auf eine spontane Besserung hoffen. Ein stechender Schmerz wird als vorübergehend eingestuft, und Frauen warten oft ab – in der Hoffnung, dass das Symptom verschwindet, wie es so oft zuvor geschehen ist. Leider bedeutet diese Routine des Wartens und Verdrängens eine große Gefahr, da wertvolle Zeit verstreicht, in der schnelle medizinische Hilfe Leben retten könnte.

Wichtige Frage: Warum sind Frauen überhaupt so oft von Schmerzen betroffen? Experten sehen Gründe dafür in mehreren Faktoren:

  1. Stress und Überlastung im Alltag: Neben beruflichen und familiären Verpflichtungen tragen Frauen oft die zusätzliche emotionale Last, für das Wohl anderer verantwortlich zu sein.
  2. Körperliche Anspannung durch Arbeit und Haushalt: Viele Frauen belasten ihren Körper durch körperliche Tätigkeiten zusätzlich, was zu chronischen Schmerzen führen kann.
  3. Hormone und Zyklus: Auch hormonelle Schwankungen im Monatszyklus können Schmerzen verursachen, die im Brustbereich, Rücken oder Kopf spürbar sind.

Durch diese regelmäßigen Schmerzen fällt es vielen Frauen schwer, ernste Symptome sofort als Notfall wahrzunehmen und den Entschluss zum Anruf beim Notarzt zu fassen.

Die unterschätzte Gefahr des Zögerns: Wenn Minuten über Leben entscheiden

Jedes Zögern kann im Ernstfall lebensgefährlich sein. Ein Herzinfarkt ist eine zeitkritische Notlage, und je schneller ein Arzt gerufen wird, desto höher die Überlebenschancen. Das Zögern, das viele Frauen aufgrund ihrer Alltagserfahrungen mit Schmerz zeigen, kostet im schlimmsten Fall wertvolle Minuten, die für die Rettung entscheidend sein könnten.

Was Frauen wissen sollten: Das Verständnis, dass Brust- und Rückenschmerzen nicht immer harmlos sind, ist entscheidend. Ein Schmerz im Brustkorb, der ungewöhnlich stark ist oder nicht nachlässt, sollte als potenzielles Notfallzeichen betrachtet werden. Ein schneller Anruf bei der Notrufnummer 112 kann im Zweifel Leben retten.

Tipps zur Selbstwahrnehmung und Risikominimierung

Um sicherzustellen, dass mögliche Herzinfarktsymptome nicht übersehen werden, gibt es ein paar Schritte, die Frauen zur Selbstwahrnehmung und Risikominimierung beachten können:

  1. Regelmäßige Gesundheitschecks: Mindestens einmal jährlich sollte ein Arztbesuch zur Kontrolle des Herz-Kreislauf-Systems eingeplant werden, vor allem bei erhöhtem Risiko.
  2. Vertrauen auf das Bauchgefühl: Wenn ein Schmerz anders ist als gewohnt oder sich besonders intensiv anfühlt, lieber einmal zu oft einen Arzt rufen als einmal zu wenig.
  3. Gesunde Lebensweise: Ernährung, Bewegung und Entspannung spielen eine zentrale Rolle für die Herzgesundheit. Ein bewusster Umgang mit Stress kann die Schmerzwahrnehmung verbessern.
  4. Symptome ernst nehmen: Wer Beschwerden hat, sollte sich trauen, diese anzugehen – ohne Angst vor Überreaktionen. Ein Herzinfarkt zeigt sich nicht immer durch „typische“ Symptome.

Fazit: Lieber einmal zu oft den Notruf wählen

Die Erkenntnis, dass viele Frauen Herzinfarktsymptome nicht ernst nehmen, zeigt eine gefährliche Gewohnheit. Die Hoffnung auf Besserung, die Vertrautheit mit alltäglichen Schmerzen und die gesellschaftliche Erwartung, für andere da zu sein, verleiten Frauen dazu, Symptome zu ignorieren. Doch bei einem Herzinfarkt zählt jede Sekunde. Lieber einmal zu oft den Notruf wählen als einmal zu wenig – denn eine schnelle Reaktion kann den entscheidenden Unterschied machen.

 

 

„Das geht schon weg“ – Warum Frauen Herzinfarktsymptome oft nicht ernst nehmen
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